Erstkommunion fotografieren
[FRAGE]Hallo Christian, ich werde im Mai eine Erstkommunion fotografieren mit ca. 50 Kindern. Die Portraits von Familie mit Kind werden im freiem stattfinden. Soll ich mit normalem Aufsteckblitz arbeiten, wäre eine kleine Softbox ratsam, wäre besser im Schatten zu fotografieren um störendes Sonnenlicht im Gesicht zu vermeiden? In der Kirche soll ich unauffällig sein, du bevorzugst es auch bei Hochzeiten nicht zu blitzen. Wie stelle ich die Kamera am besten ein, um trotzdem scharfe Bilder zu erzielen? Würde mich über Tipps freuen, vielen Dank im Voraus.[/FRAGE]Da muss ich jetzt auch zwischendurch mal ganz ehrlich – und wirklich nicht böse gemeint – sagen; Das ist einer der Gründe warum es professionelle Fotografen gibt, die Geld für solche Jobs verlangen dürfen. Weil dazu nicht nur eine kurze Antwort auf diese Fragen gehört, sondern die Erfahrung. Welches Equipment nehme ich mit, welche Möglichkeiten habe ich damit und wie handhabe ich das Licht vor Ort. Und dann gibts eben Gäste bei Hochzeiten, Erskommunion usw die das nicht tun. Ich hoffe jetzt du bist zweiteres und möchtest einfach aus dem Hobby heraus trotzdem bessere Fotos machen und mit dem ohnehin engagierten Profi mithalten 😉
Ja, ich würd bei solchen Anlässen mit Aufsteckblitz arbeiten. Das ist flexibel, leicht zu transportieren und hat viele Anwendungsmöglichkeiten. Eine Softbox würd ich auf jeden Fall verwenden, die Lichtquelle aus dem Aufsteckblitz ist zu klein und wird dann ziemlich hart. Die Frage ist allerdings – wenn du sagst Portraits von Familien, wie viele Personen sollen auf diese Bilder. Mit einem Aufsteckblitz lässt sich eine Person schön portraitieren. Bei 3 kanns dann schon fallweise etwas eng werden mit der Ausleuchtung. Für solche Fälle würd ich eher ein mobiles Studioblitz-Set empfehlen. Ich verwende für solche Jobs z.b. den Profoto AcuteB2 600 Air. Genug Leistung und trotzdem noch portabel.
Schatten oder Sonne hängt davon ab wie das vor Ort genau aussieht. Um die Mittagszeit herum würd ich Sonnenlicht besser meiden. Mit einem Aufsteckblitz kommst du gegen hartes Sonnenlicht nicht an und das Licht kommt zu gerade von oben um noch schön zu werden. Wenn du nicht mindestens einen Assistenten mit Reflektoren zur Verfügung hast – ab in den Schatten. Vormittag oder Nachmittag kann auch Sonne fesch werden. Wenn nicht unbedingt von vorne, vielleicht kann die Sonne schönes Rim Light bieten und von vorne als Hauptlicht die Softbox dazu. Kann sehr schön werden. In jedem Fall würd ich dazu raten die Location vorher auszusuchen, auch die Uhrzeit und den Sonnenstand mit einzuberechnen und jeglichen Stress zu vermeiden. Dabei macht man die meisten Fehler und die Ergebnisse werden dann eher suboptimal.
Zur Kirche – Ich bevorzuge es nicht nur bei Hochzeiten nicht zu blitzen, blitzen in der Kirche ist TABU! Jedenfalls bei Hochzeiten, aber auch bei allen andren Anlässen dieser Art. Das hat rein gar nichts mit Religion zu tun (wer meine persönliche Einstellung zu Religion kennt, weiß dass ich damit ganz bestimmt nicht den Respekt gegenüber der Kirche meine) dabei gehts nur um den Respekt des Moments den die Familie grad erlebt. Bei einer Erstkommunion oder Taufe geht das vielleicht noch irgendwie durch, aber würd ich auch da vermeiden. Taufen, Erstkommunion und Hochzeiten sind keine Fotografen-Events bei denen wir uns und unsere Ausrüstung präsentieren dürfen und wie ein Ibiza-Animateur wild blitzend in der Gegend rumhüpfen um den Menschen dort zu sagen wie sie dreinzuschauen haben. Ich krieg eine dicke Halsschlagader wenn ich solche Fotografen bei Hochzeiten sehe. Und das passiert leider öfter als man denken sollte 🙂 Das sind Momente in denen wir am besten Schuhe mit weichen Sohlen tragen und den Blitz erst garnicht auf die Kamera stecken. Dazu brauchen wir natürlich sehr lichtstarke Ausrüstung.
Wie die Kameraeinstellungen dabei aussehen kann ich so natürlich nicht sagen. Jede Kirche ist unterschiedlich hell oder dunkel. Und jede Kamera verträgt andere ISO Einstellungen. Generell kann man sagen: ISO so niedrig wie möglich halten, um rauschen zu vermeiden. Bei manchen Kameras ist da schon bei ISO 1.200 die Grenze erreicht, andere könnten auch mit 6.400 ISO noch fantastische Ergebnisse liefern. Dazu möglichst lichtstarke Objektive wie z.b. das 50/1.4 oder 85/1.8 um so viel wie möglich Licht auf den Sensor zu bringen, was zu einer tragbaren Belichtungszeit führt die nicht verwackelt ist. Im Schnitt werden Kirchen da wohl schon ISO 2.500 mit Blende um die 2.0 herum fordern um auf eine Belichtungszeit zu kommen die nicht länger als 1/80 oder 1/125 ist.
Viel Spass und gutes Gelingen!