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Die eine Übung, die deine Fotos garantiert interessanter macht

Wie macht man bessere Fotos, mit welcher Kamera, mit welchem Equipment, welcher Technik, Nachbearbeitung, Farblehre,… wer sucht wie man bessere Fotos macht findet viele Antworten.

Ich werde nicht müde in Workshops, Vorträgen und auch in meinem Onlinekurs zu wiederholen – Was du siehst und wie du es siehst ist beim fotografieren viel entscheidender als jedes noch so teure Equipment, das du für gutes Geld bekommen kannst. Eine günstige Kompaktkamera oder ein Smartphone reichen völlig aus um bessere Fotos zu machen. Alles mit dem man fotografieren kann reicht im Prinzip aus.

Wenn du weißt wie!

Es ist wie beim kochen.

Ein guter Koch wird aus dem was er in deiner Küche findet etwas zaubern, mit dem du nicht gerechnet hättest.

Ein schlechter Koch wird in der tollsten Küche mit Gehilfen und allen Zutaten vermutlich nichts rausholen können.

Manche fallen wie Mozart einfach mit einem riesigen Talent und einem angeborenen Auge vom Himmel. Aber eben nur manche. Der Rest von uns muss sein Handwerk erst erlernen.

Und mit erlernen meine ich nicht ein paar Tipps im Internet lesen.

Ich will dir nichts vormachen, es gibt keine Abkürzungen, mit denen du morgen früh zum Spitzenfotografen mutierst. Fotografieren lernen ist ein Marathon, kein Sprint.

Aber es gibt einige Techniken und Übungen, wie du es schaffen kannst, mit Licht zu arbeiten, mit Bildgestaltung und Bildaufbau zu arbeiten und wie du mit deinen Fotos Geschichten erzählst und Perspektiven einfängst, die den Betrachter wirklich überraschen. Ja, fotografieren kann man lernen.

Und genau da beginnst du deinen eigenen Weg und deine eigene Definition von “bessere Fotos” zu finden.

Eine sehr effektive Übung für bessere Fotos

Eine meiner liebsten Übungen, die ich immer wieder mache seit ich fotografiere und die mich bestimmt von allen am weitesten gebracht hat, schenke ich dir heute in diesem Artikel.

Abgesehen von Licht, Blende, Belichtungszeit und den anderen Dingen aus denen ein Foto besteht, ist das stärkste Element in einem Foto immer noch der Ausdruck / die Geschichte die es erzählt. Genau das wollen wir mit dieser Übung verbessern.

Diese Übung ist auch ein Bestandteil des Basiskurses auf Shootcamp.at, das Feedback das ich auf diese Übung bekommen habe sagt mir sie ist etwas unerwartet, aber für alle die sie durchgezogen haben äußerst produktiv und ein großer Fortschritt gewesen. Viele Teilnehmer sind an dieser Übung förmlich hängen geblieben und haben mir bestätigt, dass sich tatsächlich ihre ganze Wahrnehmung verändert hat durch diese Übung.

Und somit auch ihre Fotografie.

Das beste daran – sie ist eigentlich sehr (sehr sehr) simpel 😉

Es gibt 3 Punkte, die du an (so gut wie) jedem Motiv finden kannst. Bei manchen Motiven dauert es vielleicht nur länger, bis du dahinter kommst. Aber genau das macht Übungen ja aus, dass man sich damit beschäftigt und ein Problem löst. Egal ob mit der Kamera oder ohne.

Such dir ein Motiv, das dich interessiert (man soll ohnehin nie etwas fotografieren, das einen nicht interessiert, das geht meistens in die Hose). Und dann such an diesem Motiv diese 3 Punkte, bevor du die Kamera überhaupt einschaltest:

Gestalt – Information – Emotion

Um das etwas zu vereinfachen, nehmen wir ein banales Beispiel.

Einen Apfel.

Wie soll man daran diese 3 Punkte finden? Ganz einfach:

 

 

  • Das erste Bild zeigt ganz simpel und einfach einen Apfel. Also die Gestalt des Apfels
  • Für die Information könntest du den Apfel zum Beispiel aufschneiden und somit zeigen, was darin steckt. – Bild 2
  • Und für die Emotion läßt du jemanden in den Apfel beissen oder gibst ihm jemanden in die Hand. Du zeigst die Emotion, die der Apfel auslösen kann. Bild 3

 

Diese Übung ist so einfach, fast schon banal und doch zugleich so effektiv (wenn du sie konsequent machst ;)). Je öfter du sie für verschiedene Motive anwendest, umso mehr wirst du feststellen, dass du aufhörst, dich damit zu begnügen die Kamera auf ein Motiv zu halten und abzudrücken.

Es geht dir damit nicht mehr um die Kamera, sondern um das Bild das du damit machst.

Du wirst anfangen ganz automatisch zu hinterfragen – was könnte ich an diesem Motiv sonst noch zeigen, wie könnte ich es anders darstellen, welchen Aspekt übersehe ich auf den ersten Blick, der auf den zweiten Blick vielleicht noch viel interessanter ist, als der erste … Dabei definierst du, was “bessere Fotos” für dich eigentlich bedeutet.

Was bedeutet “bessere Fotos” für dich?

Und genau das bringt dich zu den Fotos, die sich Menschen länger als eine Sekunde anschauen in diesem dichten Rauschen aus Bildern das uns an jeder Ecke überläuft. So findest du deinen ganz eigenen Weg, dich abzuheben und Fotos zu machen, die nur du machen kannst.

Ich zeige bei dieser Übung ganz bewußt keine weiteren Beispiele. Der wesentlichste Punkt an der Übung sind nämlich die Gedanken die Du dir dazu machst.

Manchmal sind die tausenden Tutorials und Inspirationen die man heute online finden kann mehr Teil des Problems, als Teil der Lösung. Wir lernen nicht, indem wir einzelne Teile eines Puzzels “nachbauen”. Indem wir diese einzelnen Fähigkeiten nachturnen und so machen, wie sie uns gezeigt wurden.

Wir lernen, wenn wir unser Hirn anstrengen müssen. Wenn uns jemand auf den richtigen Weg stellt, uns zeigt wie man einen Fuss vor den anderen stellt und uns dann auf die Nase fallen läßt um uns gleich danach wieder aufzuheben, Mut zu machen und eventuell zu sagen, wo unsere Fehler waren.

Man sagt, wenn man 10 Fotografen vor 1 Motiv stellt, dann bekommt man 10 vermutlich sehr unterschiedliche Bilder von dem selben Motiv.

Eben weil deine Gedanken, deine Sichtweise, deine Wahrnehmung und deine Interpretation so viel wichtiger sind, als die Kamera und jedes andere Stück Equipment in der Fotografie. Kamera, Blitze und der ganze andre teure Spaß sind nur Werkzeuge. So wie die Töpfe für den Koch. Was du daraus machst, liegt allein an und in dir. 

Und im Gegensatz zu einer Kamera, die jeder kaufen kann, macht dein Blick auf die Dinge deine Bilder tatsächlich einmalig.

Das ist deine einzige Möglichkeit, dich von anderen abzuheben und deinen eigenen Stil zu finden.

Und mein Ziel ist es nicht, dir ein einziges Rezept zu zeigen, das du dann nachkochen kannst. Mein Ziel ist es dir ein Grundverständnis dafür zu geben wie die Werkzeuge und die Zutaten funktionieren, damit du dein eigenes Gericht daraus zaubern kannst.

Ok, zu viel Metapher. Wir bleiben beim fotografieren. Aber du weißt schon, wie ich es meine 😉

Natürlich gibt es noch viele andere Übungen die du machen kannst, viele davon machen wir auch im Basiskurs auf Shootcamp.at gemeinsam in der Community durch. In diesem Kurs bringe ich dir alles bei, was du über die Technik wissen mußt und – noch viel wichtiger – wie du Bilder gestaltest und deinen ganz eigenen Weg in der Fotografie findest.

Kurz – wie du aufhörst zu knipsen und endlich fotografierst. Und du kannst in der exklusiven Community zum Kurs mit den über 7.000 Kursteilnehmern gemeinsam lernen.

 

  • Simon sagt:

    Super Artikel… werde ich gleich ausprobieren. Intressant geschrieben und was am wichtigsten ist: Nichts vorgeturnt. ;o)

  • A.K. sagt:

    Schöner Artikel.

    Manchmal erscheint etwas langweilig weil man sich in Routine gefangen gehalten hat.

    Es gibt Etwas das Einen zur Kamera, smart oä. greifen lässt, dann macht man dieses Bild und stellt fest ok, nett, aber, nein das war s nicht, das packt nicht, war nicht was ich gesehen, gefühlt etc. habe. Dann kommt das Fieber…man sucht und kuckt aus verschiedenen Richtungen und am Ende noch immer nicht zufrieden, aber „der Sache“ näher gekommen … das Besondere aber ist, das das nun sichtbare im Bild, nach eingehender Widmung, das war, das ich gesehen habe aber nur, einen Bruchteil davon mit dem Bewusstsein erfasst habe, den wesentlich größeren Teil hat mein Unbewusst Sein lange vorher schon gesehen, empfunden, gespürt. Inklusive ich eine Tür zu einem überraschenden Teil der sich mir Neu erschlossen hat, aufgetan habe.
    Das ist der Punkt wo man womöglich hinwollte. -Diese Verbindung zwischen dem Außen, dem Innen und dem Neuen herstellen-. Und je inniger ich das zulasse um so schneller komme ich voran in meiner Qualität Bilder zu schießen die Außergewöhnliches Bieten, eben Neues.
    Daher ist es tatsächlich gut, sich einer Sache, die man sonst vielleicht einfach nur ablichten würde, oder aus dem „Kenntnisbereich eines Fotografen“ kennt, -über einen Zeitraum zu widmen oder einige Male „zum Tatort zurück zu kehren“-. (als Übung, aber auch so wenn möglich.)
    Im Besonderen dann wenn man glaubt man habe schon alles gesehen und gesagt.

    L.Gr.: A.K.

  • 8_liv_9 sagt:

    Großartig! Das ist eine tolle Übung, die ich definitiv für mich testen werde. Ich bin aktuell auf der Suche nach neuem Input und Anregungen, wie ich meinen eigenen Blick auf die Dinge verändern und damit meinen Motiven eine neue Attraktivität geben kann. Da kam dieser Beitrag wie ein Geschenk vom Himmel 🙂 Danke dafür!

  • Auch mal die Sichtweise verändern… Toller Artikel! werde ich mit mal als Rat mitnehmen.

    Viele Grüße

  • Vielleicht kannst du ja Eishockey als Ganzes als Motiv betrachten. Du kannst Eishockey informativ fotografieren, im Spiel, die Gestalt/Ausstrahlung mit den spielerportraits und fein ausgeleuchteten fotos auf dem Eis und auch die Emotion die es auslöst, Fans, Tribünen,… Nur so als Gedanke, da gibt’s sicher noch viele Möglichkeiten. Vielleicht muss man in manchen Bereichen einfach noch weiter ausschwenken 😉

  • BirgitEiblmaier sagt:

    Also ich stimme Dir zu, Emotionen einfangen ist immer ganz wichtig bei einem Bild, das macht den Unterschied oft aus. Allerdings habe ich gerade versucht das in meine Praxis umzusetzen – ich fotografiere beim Eishockey, da kann ich mir die Spieler nicht zurechtstellen und da kann ich nur klick, klick, klick machen – denn oftmals entscheidet sich erst beim anschauen und bearbeiten, ob ich einen besonderen Schnappschuss eingefangen habe oder nicht 😉
    Aber es stimmt dennoch, denn oft gewinnt ein Bild eine ganz andere Spannung wenn man den Bildausschnitt verändert oder die Perspektive noch etwas verändert. Ich werds mir auf jeden Fall mal im Hinterköpfchen merken 😉

  • Anja Reiermann sagt:

    Stimmt. Das Bedürfnis besseres Equipment zu kaufen hatte ich auch ziemlich früh. Aber Gott sei dank nicht das Geld. Und somit habe ich meine kleine Kamera bis aufs “äußerste” gereizt und mich dann um so mehr auf das Upgrade gefreut,weil ich es viel besser ausnutzen konnte und gleich mehr damit anfangen konnte 🙂
    Aber es ist gar nicht leicht sich auf das zu besinnen was man hat,wenn man weiß was es gibt… 😉

  • Christian Anderl sagt:

    Natürlich macht das alles Sinn, es wäre ja absurd, dass wir so viel Geld dafür hinlegen. Aber eben nur wenn man 1. soweit ist und 2. auch die Anforderungen dafür hat. Und das ist beides erfahrungsgemäß bei den wenigsten der Fall, eingekauft wird mit einem einzigen Ziel – weil die Fotos dann sicher schöner werden 😉

  • Anja Reiermann sagt:

    Da muss ich schmunzeln . Ein Kunde( Hochzeit) fragte,ob ich ihm ein paar “Tricks” zeigen könne,damit er schöne und besondere Bilder in seinem Radurlaub machen kann. Ich sagte,kein Problem,wir nehmen deine DSLR und gehen die Basics durch….
    Darauf meinte er,ja die ist ihm zu schwer für den Urlaub und außerdem würde die nie so tolle Bilder machen wie meine Kameras bei seiner Hochzeit ?
    Die prompte Antwort meinerseits: Nicht die Kamera macht die Bilder,sonder die 30cm dahinter! ( hab ich mal gehört,von einem Wiener Fotografen ?)
    Wobei das ganze teure Zeug auch seinen Sinn hat…wenn man so weit ist…

  • Ingrid Mayer sagt:

    Das spricht mir aus der Seele. Leider meinte ein “Fotograf ” zu mir dass ich mir erst eine gute Kamera zulegen sollte um gute Fotos zu machen. Ich finde dass ich mich ganz gut mache mit meiner Canon 650D.U0001f609 leider ist sich eingebildeten Menschen nicht zu helfen.

  • Das ist doch fein, wenn du das machst. Ich hab den Titel bewusst so gewählt, weil das eben leider nicht mehr selbstverständlich ist. Viel zu viele – auch Profis – begnügen sich mit der erstbesten Perspektive und wundern sich dann.
    Ausseedem, auch wenn man schon so denkt und meint “da hab ich eh schon drauf” verändert das als gezielte Übung trotzdem einiges. Es ist ein Unterschied etwas “eh zu wissen” oder es konsequent über längere Zeit hinweg immer wieder zu tun. Probiers mal, auch wenns dir banal und langweilig vorkommt, das verändert 😉

  • Lili Davinci sagt:

    Musst mich halt das nächste Mal fragen *hust* 😀 Kleiner Scherz!! – Du beschreibst genau das was ich heutzutage so gnadenlos vermisse. Da muss man sich schon fast Fotobücher von 1960 kaufen wenn man wirklich sein Auge trainieren will und wissen will wie die Dinge funktionieren.

  • Christian Anderl sagt:

    Das wär auch eine schöne Überschrift gewesen 😉

  • worldtraveller sagt:

    Netter Bericht nur hatte ich mehr erwartet. Ich bin nicht ausgebildet, sondern schiesse sobald ich was sehe was mich interessiert. Und für mich ist es selbstverständlich, dass ich mir ein Motiv was mir ins Auge fällt, von mehreren Seiten ansehe und es so hoffentlich einfange, dass auch andere sehen, was ich mit dem Foto ausdrücken will. Dein Tipp ist super vor allem für die, die einfach vor was stehen und auf den Auslöser drücken. Dann die armen Freunde Daheim mit solch nichts aussagenden Fotos behelligen 🙂 Ich werde mal öfters bei dir vorbeischauen. Danke das du deine Erfahrungen und dein Wissen mit anderen teilst, die nicht an den Kursen teilnehmen.

  • Lili Davinci sagt:

    Toll! Back to the eigentlichen Roots der Fotografie!!! 😀

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