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Motivation verloren? 5 Punkte um sie wieder zu finden.

Dieser Artikel liegt schon länger in meiner ToDo Liste. Vielleicht hat er nur drauf gewartet, dass endlich Jänner oder Februar kommt. Ein Punkt an dem wir alle früher oder später ankommen, zu dieser Jahreszeit öfter als sonst, ist der Verlust der Motivation. Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit, zu lange ToDo Listen, irgendwann kommt in jedem Job der Punkt wo man nur noch arbeitet, aber nicht mehr motiviert bei der Sache ist und man merkt, dass es schwer fällt, neue Ideen zu finden und umzusetzen. Die Motivation ist irgendwie dahin, die Gedanken schweifen irgendwo im leeren Raum. Hat man das erst mal festgestellt, versucht man meistens krampfhaft dagegen zu arbeiten und zwingt sich “etwas zu tun“. Oft erfolglos, was dann in Frustration enden kann. Das ist nicht tragisch und wenn wir ganz ehrlich sind, passiert uns allen früher oder später mal.

 

Diese 5 Punkte haben mir schon oft geholfen und helfen mir immer wieder, wenn die Motivation schwindet wieder in die Gänge zu kommen und frischen Wind in die Arbeit zu kriegen.

 

1. RAUS AUS DER KOMFORTZONE

Oft gelesen, viel Theorie darüber gehört und gesehen, immer wieder taucht dieser Punkt irgendwo auf. Die Komfortzone ist von vielen miesen Schweinen das gefährlichste. Jahrelang arbeitet man auf die Routine hin, arbeitsabläufe automatisieren sich, man muss nicht mehr sonderlich viel nachdenken über die Schritte die man tut, man tut sie einfach. Großartig, oder nicht? Leider nein. Die erfolgreichste Zeit für viele Kreative, auch Fotografen, sind die ersten Jahre in denen Lernen und Arbeiten Hand in Hand gehen. Die Zeit in der man zu jedem zweiten Auftrag mit einem etwas mulmigen Bauchgefühl fährt und sich ständig die Frage stellt “bin ich dafür schon bereit? Schaff ich das? Hoffentlich versemmel ich den Job nicht“. Wenn dieses Gefühl schon länger nicht aufgetaucht ist, dann versuch dich mal zu erinnern, wie du damals an Jobs herangegangen bist.

Es war Stress. Aber Stress ist nicht gleich Stress. Negativer Stress kostet endlos Energie, gibt aber wenig zurück. Positiver Stress ist wie ein guter Adrenalinschub und man kann davon nur profitieren. Erinnere dich, was positiver Stress auslöst. Du hast dich vorbereitet, du hast im Vorfeld Beispielbilder gesucht, versucht neue Lichtsetzung zu finden, neue Perspektiven. Und beim Job selbst warst du zu 100% fokussiert, keine Ablenkung, volle Konzentration. Alle deine Sinne waren nur darauf ausgerichtet das Beste aus diesem Auftrag herauszuholen.

Probier etwas aus, das eigentlich nicht deiner Arbeit entspricht. Du bist Portraitfotograf? Dann versuch dich mal an Autos, an Landschaften, Reportagen oder Blumen. Es muss nicht unbedingt ein Job sein, es muss nicht in New Yorker Gallerien hängen, es muss nur anders sein als das was du sonst so tust. Es kann auch sein, dass du nach einem Anlauf schon die Nase voll davon hast. Aber selbst dann hat es seinen Zweck erfüllt – du wirst zu dem was du tust mit einer neuen Motivation zurückkehren und erkennen, dass du wirklich liebst was du tust. Oder aber es bringt dich auf neue Bahnen. Hauptsache du hast wieder mal Bewegung reingebracht.

 

2. SUCH DIR EINEN FOTOGRAFEN DER DICH FRUSTRIERT

Klingt hart, ich weiß. Warum soll man sich sowas selbst antun. So böse ist aber garnicht gemeint. Es kann wirklich frustrieren, wenn man sieht welche Arbeiten manche Menschen so ins Netz stellen. Man fragt sich schnell mal “shit, wie um alles in der Welt ist der so gut geworden und ich nicht.” Aber richtig eingesetzt kann das wirklich Motivation hinterlassen. Wenn ich einen Fotografen finde, dessen Arbeit mich wirklich umwirft, dann schau ich mir die nicht an und blute dabei innerlich weil der so viel besser ist als ich, sondern versuche seine Arbeit zu “analysieren“. Wie setzt er Licht, welche Optiken setzt er ein, welche Bildsprache, welchen Ausdruck haben seine Bilder … Nicht um die Arbeit zu kopieren, sondern um davon zu lernen und Punkte zu finden die auch meine Arbeit weiterbringen können. Von Zeit zu Zeit macht es aber auch durchaus Sinn sich mal an der Kopie der Arbeit anderer zu versuchen. Siehe Punkt 1 – Die Komfortzone verlassen. Etwas ausprobieren das einem gefällt. Manchmal muss man zuerst mal einen anderen Stil kopieren, einfach als einen Schritt von vielen um den eigenen Stil weiterzuentwickeln. Daran ist – entgegen oft gehörter Meinungen – nichts auszusetzen finde ich. Solang man nicht ausschließlich beim Kopieren bleibt, sondern das nur als Entwicklungsschritt sieht.

 

3. BESCHRÄNKE DICH AUF EINE BRENNWEITE

Versuch dich mal für eine Woche nur auf eine einzige Linse aus deiner Tasche zu beschränken. Überleg dir ein Thema zu dem du eine Bildserie schießen willst und versuch das alles z.b. nur mit einer 85/1.8 hinzurkriegen. Es wird dich auf neue Ideen und Zugänge bringen, du wirst beim fotografieren in Bewegung bleiben und die Einschränkung auf eine Brennweite wird dich zwingen deine Bildsprache neu zu überdenken. Und es wird dich in Zukunft auf viele neue Ideen bringen, du wirst die verwendete Optik evtl in Situationen einsetzen in denen du vorher zu einer anderen Brennweite gegriffen hättest.

 

4. SCHREIB EINEN BLOG

Falls du das nicht schon tust, fang an einen Blog zu schreiben. Egal ob der Blog von Fotografie handelt oder nicht, such dir ein Thema das dich interessiert und blogge. Keine Angst, man muss kein großartiger Schreiber sein um einen Blog zu starten (Ich bin der lebende Beweis 😉 Es muss kein literarisches Meisterwerk werden, aber es macht Spass, man beschäftigt sich mit den Themen über die man bloggt allein schon beim schreiben darüber viel detaillierter als wenn man einfach nur darüber nachdenkt. (Was denkst du, warum ich diesen Artikel schreibe ;-). Es ist wie bei jeder Art von lernen – darüber nachdenken ist nicht schlecht, aber wenn man es niederschreibt, bringt es einen viel weiter. Außerdem macht es Spass, seine Arbeit mit anderen zu teilen und feedback darauf zu bekommen. Bloggen bringt dich in jedem Fall weiter, persönlich und in deiner Arbeit, garantiert. Wenn du keinen Plan hast, wie du damit anfangen sollst, kann ich dir Markus und Jakob von Bloggen.co empfehlen, die auf ihrem Blog sehr detailliert erklären wie man das richtig macht und auch einen E-Kurs zu dem Thema anbieten.

 

5. STARTE EIN NEUES PROJEKT

Es muss nicht immer Arbeit sein. Wenn du in der glücklichen Lage bist, deine Leidenschaft zu leben und damit deinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dann hat das oft den Nachteil, dass die Leidenschaft in all der Kundenarbeit untergeht. Starte ein Projekt, das dir einfach nur Spass macht. Egal ob es Geld bringt oder nicht. Wenn das langfristig auch noch klappt, sehr gut, wenn nicht, egal. Hauptsache du tust etwas einfach nur weil du dich drauf freust. Such dir ein Thema und zieh es durch. Portraits von Fremden, Selfies, Linien,… so ziemlich alles kann ein Projekt sein.

Ich hab z.b. mit meinen Movember Portraits ein Projekt gestartet dem ich mich einmal im Jahr den ganzen Movember lang widme. Abgesehen davon, dass wir damit bis dato ca. 7.000,- Euro an Spendengeldern sammeln konnten und für ein sehr Sinnvolles Projekt mediale Aufmerksamkeit generieren konnten, kann ich mich dabei einfach austoben und Portraits machen bei denen ich keinerlei Vorgaben von Kunden habe. Nicht falsch verstehen, Vorgaben von Kunden sind Herausforderungen und das ist gut so. Aber als Kreative wachsen wir nicht nur durch die Umsetzung von Kundenwünschen, sondern auch (und hauptsächlich) an unseren freien Arbeiten.

Ich habe außerdem ein Projekt gestartet, mit dem ich endlich den Fotografiekurs online bringen werde, den ich mir gewünscht hätte, als ich begonnen habe zu fotografieren. Ein Kurs der nicht nur technisch erklärt wie man eine Spiegelreflexkamera richtig bedient und gute Ergebnisse raus kriegt, sondern auch Möglichkeiten aufzeigen soll und alle Erfahrung weitergib, die ich in den letzten Jahren in der Fotografie gemacht habe. Die Arbeit daran macht allein deshalb schon Spass, weil ich alles was ich gelernt habe nochmal Schritt für Schritt durchgehe. Das Ergebnis wird im März auf Shootcamp.at online gehen.

Ein 365 Projekt kann auch sehr motivierend sein. Nimm dir vor ab morgen jeden Tag ein Foto zu machen und es zu veröffentlichen. Klingt nach irre viel Arbeit, muss es aber nicht sein. Du zwingst dich damit einfach, dir jeden Tag frei von Vorgaben Gedanken über die Fotografie zu machen und auch umzusetzen. Was anfangs mühsam ist, wird mit der Zeit einen eigenen Flow entwickeln und dich auf neue Ideen  bringen. Wenn dir 365 zu anstrengend erscheint, mach ein 52 Wochen Projekt daraus.

 

DURCHATMEN

Abschließend – Sei nicht zu hart mit dir selbst. Es ist in Ordnung von Zeit zu Zeit etwas unmotiviert zu sein, den Flow und das Mojo zu verlieren und ein wenig im leeren Raum rumzuhängen. Das ist wohl einfach “part of the game” wenn man als Kreativer seinen Lebensunterhalt verdient. Wichtig ist nicht zu vermeiden die Motivation zu verlieren, sondern für sich selbst Wege zu finden und zu entwickeln sie wiederzufinden.

Wenn du für dich schon Mittel und Wege gefunden hast, deine Motivatin neu zu erfinden, sei so gut und teile deine Methoden in den Kommentaren, damit auch andere was davon haben. Auch das gehört zu den Punkten, die einen wieder Motivieren können. Anderen zu helfen kann äußerst befriedigend sein 😉

Gutes gelingen!

 

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  • Tobi Sell sagt:

    Toller Beitrag! Ich finde gerade den Aspekt sich immer wieder neue Herausforderungen zu suchen sehr wichtig, wenn man anfängt, sich festzufahren. Raus aus der Unterforderung und zurück in den Flow! Das motiviert mich am meisten

    • christiananderl sagt:

      Ja das sind ganz wichtige Phasen die immer wieder kommen

  • @Michael Stimmt genau 🙂 Danke

  • Michael sagt:

    Vielen Dank für die Tipps! Sind sicher sehr nützlich.

    lg
    Michael

  • Lis sagt:

    Wenn man unmotiviert ist, beginnt man oft auch ein wenig depressiv zu werden und gleich “ALLES” furchtbar zu finden, ein Abwertsspirale beginnt. Mir hilft es dann immer Dinge in Relation zu setzen. Nein, man sollte sich nicht ständig mit anderen vergleichen, aber in solchen Situationen kann es helfen sich zu überlegen “wie schlimm” die Situation nun, verglichen mit anderen, wirklich ist. Ja, für jeden ist das Problem, das er/sie aktuell hat schlimm, egal wie andere das sehen, aber der Satz” Schlimmer geht immer” kann einen auch ein bisschen aus der Panik raus holen. Mal mit ein paar Obdachlosen plaudern, mal in einer Suppenküche aushelfen, mal für jemanden ein Ohr haben, dem etwas schlimmes passiert ist, mal einfach drüber nachdenken, was man WIRKLICH zum Glücklichsein braucht, das holt einen zurück aus seinem selbstgemachten schwarzen Loch und gibt einem das Gefühl, dass man eh so viel hat, woraus man was machen kann… und schon gehts los… Zumindest bei mir 🙂

  • Michael sagt:

    Das Foto zum Artikel: meine “Parkbank der Schmerzen”, der Kiesweg davor: Fuß- und Bein-Feinstrukturtrainingspfad, die Wiese dahinter: das Aus-dem-Stand-Weitsprung-Gelände – kurz: Techniktraining-Area bei Kilometer 1,25 auf der PHA. Sehr, sehr geiles Foto!

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